[Rezension] Cynthia Green - Wähle und zahle den Preis

Rückentext:
Cynthia Green studiert Kunst. Sie ist talentiert und durchsetzungsstark. 

In ihrer ersten Fotoarbeit stellt sie spannungsgeladen zwei Positionen gegenüber: Intimoperationen und Genitalverstümmelung - einerseits die grenzenlose Sucht nach Schönheit, die keine Tabus kennt, andererseits das grausame Ritual, welches auch heute noch in vielen Ländern an Frauen und Mädchen durchgeführt wird. Es kommt zu einem Skandal und Cynthia Green erscheint von jetzt auf gleich auf dem Radar der internationalen Kunstszene. 

Noch während diese Ausstellung weltweit gezeigt wird, plant Cynthia bereits ihr zweites Kunstprojekt. Die Zusammenarbeit mit einem Kunstfälscher bringt sie dabei an ihre Grenzen. 

Und auch ihr Privatleben wird kräftig durcheinander gewirbelt: Zunächst erlebt sie mit dem Musiker Baptiste paradiesische Tage und Nächte, dann verliebt sie sich in Alexander, der um einiges jünger ist als sie …

Meine Meinung:
Zu diesem Buch kam ich über eine Anfrage der Autorin. Ein Buch über Kunst? Da musste ich nicht lange nachdenken, hatte ich doch zwei Semester lang Kunst als Hauptfach. Cynthia Green hatte meine Neugierde geweckt und so stürzte ich mich auf das Buch, kaum das es bei mir eintraf.

Und die Kunst ist auch die eigentliche Hauptperson in diesem Werk. Nicht nur erleben wir mit, wie Cynthia Green ihre Ausstellung aufbaut, vom Konzept bis zur Vernissage, sondern die Autorin flicht auch sehr viele Details in ihre Erzählung mit ein. Dabei bleibt es nicht nur bei der Malerei; jede Art von Kunst kommt zu Wort: Filme, Bücher, Essen. Ich habe einige der erwähnten Punkte des Buches überprüft und die Autorin erzählt dem Leser hier tatsächlich viele unterhaltsame und spannende Fakten aus allen Kunstrichtungen. Mir gefallen solche eingewebten Informationen sehr gut, meistens kann ich mir solche Sachen sogar besser merken als wenn ich z.B. einen Zeitungsartikel lese. Nur schon dieser Punkt hat die Lektüre für mich sehr unterhaltsam gemacht.

Als Leser sollte man sich auf jeden Fall für die Kunst interessieren, ansonsten ist dieses Buch nichts für einen. Mir hat es genau darum so gut gefallen und ich wäre wirklich gerne an eine der Ausstellungen von Cynthia Green gegangen. Beide erwähnte Werke sind äusserst kritisch und animieren den Betrachter dazu, nachzudenken, zu hinterfragen und ziehen ihn so mitten hinein in das Kunstwerk, das doch leider so extrem real ist. Hier zeigt sich auch, was Künstler auf sich nehmen, um ihre Botschaft nach aussen zu tragen.

Daran, dass in "Wähle und zahle den Preis" der Weg das Ziel ist, musste ich mich erst gewöhnen. Anfangs suchte ich ständig nach dem bekannten roten Faden, der auf einen Höhepunkt hinausläuft, ein Ziel oder etwas Ähnliches. Erst mit der Zeit realisierte ich, dass es so etwas hier gar nicht braucht, und damit erst konnte ich voll und ganz ins Buch einsteigen und ganz mit dabei sein, wenn Cynthia Green an ihre eigenen Grenzen geht. Sehr oft fragte ich mich auch, wie viel vom Berichteten autobiographisch ist.

Nur der Schluss kam mir etwas zu abrupt und war dann auch etwas verwirrend zu lesen. Der ansonsten fliessende und angenehme Schreibstil wird plötzlich sehr kantig und abgehakt, manchmal musste ich einige Zeilen mehrfach lesen, um mitzubekommen, was soeben geschehen ist. Und ganz alles habe ich bis jetzt nicht ganz greifen können.

Dennoch haben mir diese letzten Seiten das Lesevergnügen nicht verdorben, sondern mich nur noch neugieriger gemacht. Vielleicht habe ich ja irgendwo irgendetwas Wichtiges überlesen? Auf jeden Fall ein Grund, das Buch noch einmal zu lesen.

Pluspunkte gibt es auch für den Namen des Hundes: My Hair Lady :D


Cynthias Green
Wähle und zahle den Preis
TB, 2016
978-1-53983074-0

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