[Rezension] Marianne Zückler - Osteuropaexpress
Rückentext:
Die Lebensfäden von acht Protagonisten
verweben sich zu einem großen Teppich, in dem Einschüchterung und
Ausgrenzung, aber auch Liebe und Freiheit ineinander gehen. Sie gewähren
uns Einblicke in eine Welt, in der viele Menschen wegen ihrer sexuellen
Identität verfolgt werden und gegen Anfeindungen und Diskriminierung
ankämpfen müssen.
"Osteuropaexpress" ist hochaktuell und führt mitten hinein in ein Thema, das so sozialpolitisch drängend wie menschlich packend ist. Die Autorin vermittelt realistische Eindrücke vom Alltag in Polen, Ungarn, Litauen und Lettland, wo Anfeindungen und Schikane im Beruf, in der Kirche und auch in der Familie keine Seltenheit sind, wenn es um sexuelle Selbstbestimmung geht. Die Protagonisten zeigen ihren Weg heraus aus der Opfer-Rolle – Wege voller Mut, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen.
"Osteuropaexpress" ist hochaktuell und führt mitten hinein in ein Thema, das so sozialpolitisch drängend wie menschlich packend ist. Die Autorin vermittelt realistische Eindrücke vom Alltag in Polen, Ungarn, Litauen und Lettland, wo Anfeindungen und Schikane im Beruf, in der Kirche und auch in der Familie keine Seltenheit sind, wenn es um sexuelle Selbstbestimmung geht. Die Protagonisten zeigen ihren Weg heraus aus der Opfer-Rolle – Wege voller Mut, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen.
Die Geschichten in diesem Buch beruhen
auf Recherchen und Interviews, die Marianne Zückler geführt und als
dokumentarische Erzählungen verknüpft hat. In den acht Protagonisten
lebt die Sehnsucht nach den Freiräumen der Europäischen Gemeinschaft und
nach dem freiheitlichen Selbstverständnis der westeuropäischen Kultur –
ein Buch für alle, die sich für mutige Identitätskämpfe begeistern.
Meine Meinung:
Dieses Buch entdeckte ich in der diesjährigen
Vorschau des Verlages und wusste sofort, dass ich es haben musste. Es gibt
Bücher, da überlegt man sich nicht zwei Mal, ob man sie lesen möchte oder
nicht.
Im „Osteuropaexpress“ kommen verschiedene Figuren zu
Wort, die alle aus unterschiedlichen Ländern Osteuropas stammen. Auf diese
Weise entsteht ein facettenreiches Bild des Lebens als LGBT. Der Zeitrahmen
erstreckt sich von den 70ern bis heute, sodass auch der Leser Einblick erhält,
wie das Leben der Homosexuellen in Zeiten des Kommunismus aussah und wie es
heute ist.
Zwar mögen alle Charaktere erfunden sein, doch
basieren die Informationen, die Autorin Marianne Zückler uns durch ihre Figuren zukommen
lässt, auf zahlreichen geführten Interviews. Jahrelang hat Zückler sich mit
Menschen getroffen, die ihr ihre Lebensgeschichte erzählt haben.
Dabei ist dieses Buch herausgekommen, das mich oft
sprachlos gemacht hat. Man denkt, dass im 21. Jahrhundert in Europa die Rechte
von Homosexuellen und Transgendern akzeptiert werden. Doch die Geschichten, die
hier erzählt werden, berichten davon, dass dies nur ganz langsam vonstatten
geht. Dass ich in den Städten die europäischen Gesetze durchsetzen, doch bis
diese auf dem Land angenommen werden, wird es wohl noch dauern.
Was diese Menschen alles erdulden mussten, liess
mich mehr als einmal wütend werden. Eigentlich war ich immer wütend darüber,
wie es eine Gesellschaft schafft, Leben zu zerstören, nur weil es sie nicht in
die Norm passen. Mehr als einmal fragte ich mich, was denn nun an der Liebe so
schlimm sein kann.
Aber in den Erzählungen kommt zum Tragen, was
Kirche, Gesellschaft und sogar die eigene Familie davon hält, wenn sie
feststellen, dass ein Sohn oder eine Tochter homosexuell oder transgender ist.
Es war einfach nur schlimm. Ich kann das Buch schliessen und in mein
gemütliches Leben zurückkehren, doch Anna, Breda und die anderen leben mit ihren
Erinnerungen, mit ihren Erfahrungen. Ein ganzes Leben lang.
Wer nimmt sich heraus, Menschen so kaputt zu
machen?!
Doch strahlt das Buch auch Hoffnung aus. Hoffnung
darauf, dass es besser wird. Manche wandern aus, nach Deutschland zum Beispiel.
Aber viele bleiben in ihrem Land, in ihrer Heimat, und kämpfen dort,
organisieren Paraden, Anlaufstellen und Hilfehotlines. Manche stecken ihre
Energie in eine Beziehung, die sie endlich ganz erfüllt, und versuchen, ihre
Familie wieder zu kitten.
Nach all diesen Berichten und Erlebnissen tut es
gut, zusammen mit den unterdessen lieb gewonnen Figuren hoffnungsvoll in die
Zukunft zu blicken. Auf dass gleiche Rechte für wirklich alle gelten.
Marianne Zückler
Osteuropaexpress
Erzählungen über Freiheit, Liebe, Sexualität und Ausgrenzung
Broschiert, 2017
Europaverlag
Osteuropaexpress
Erzählungen über Freiheit, Liebe, Sexualität und Ausgrenzung
Broschiert, 2017
Europaverlag
978-3-95890-079-0
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