[Rezension] William J. Jordan - Ray: Die letzte Hoffnung

Rückentext:
Ray, Sohn eines Wissenschaftlers, erwacht aus dem Koma. Seine Umgebung ist ihm fremd, der Mann an seinem Bett behauptet, er sei sein Vater, seine Mutter bei einem Angriff von Robotern gestorben und Ray schwer verletzt worden.

Weite Teile der Erde werden von Androiden beherrscht. Sie besitzen kognitive Eigenschaften und streben die Vernichtung der Menschheit an, was ihnen zum großen Teil bereits gelungen ist.
Überlebende hausen in Verstecken unter der Erde und suchen verzweifelt nach einem Weg, die Erde Richtung Mars zu verlassen.

Ray ist ihre letzte Hoffnung.

Meine Meinung:
Es freute mich sehr, als Autor William J. Jordan an mich herantrat und fragte, ob ich sein Werk "Ray - Die letzte Hoffnung" lesen und rezensieren möchte. Es ist Science-Fiction - natürlich möchte ich! Ausserdem ist die Covergestaltung des Buches wirklich gelungen.

In seiner rasanten und actiongeladenen Geschichte erzählt uns Held Ray aus der Ich-Perspektive von seinen Erlebnissen, als Leser ist man also stets mittendrin und voll dabei. Spannend war dabei das Konzept, dass Ray sich nicht an alles erinnern kann und da er als Erzähler fungiert, kann er auch dem Leser nicht alles mitteilen. Man muss also zusammen mit Ray die Puzzleteile zusammensetzen.

Wie in vielen Sci-Fi-Titeln greift auch Jordan kritische Fragen auf. Dürfen Roboter Rechte haben? Dieselben Rechte wie Menschen? Sollen Menschen sich dafür einsetzen, dass die Roboter als gleichwertig gelten? Ein spannender Ansatz, der aber vor lauter Action und Explosionen ziemlich untergeht.

Es ist wichtig für Autoren, dass sie nicht die Leser aus den Augen verlieren. Der Schriftsteller hat alles im Kopf; die Figuren, die Umgebung, die Zusammenhänge. Der Leser hat dies nicht. Deshalb braucht es die Worte des Autoren, um dem Leser eine Welt zu eröffnen und ihn mit in ein Abenteuer zu nehmen. Hier ist es auch wichtig, sich im Klaren zu sein, für wen man schreibt: für Jugendliche? "Ray - Die letzte Hoffnung" enthält viele Elemente des YA und könnte dort erfolgreich sein. Für versierte Sci-Fi-Leser? Dann braucht es mehr wissenschaftliche Details. Das Buch steht momentan an einer Kreuzung und Jordan allein kann/darf sich entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Aber wichtig ist, dass ein konkretes Ziel anvisiert wird.

Die Ansätze der Geschichte um Ray sind gelungen, jetzt fehlt es noch an Details. Als Leser wusste ich oft nicht, wo genau ich mich befand. Ich fragte mich, wie diese Welt wohl aussah, in der Ray sich wiederfindet. Stimmung und Atmosphäre fallen fast gänzlich weg, was wirklich schade ist, denn es gibt viele Stellen, die man richtig gut hätte ausbauen können. So hätte man Szenen kreieren können, die unvergesslich wären.

Auch die Figuren brauchen noch mehr Details. Mehr Charakter und mehr Tiefe, damit man sich als Leser mit ihnen identifizieren kann, mit ihnen mitleidet. Zwar legt das Buch enorm an Tempo vor, was mich oft an Filme des Genres denken liess, aber die Figuren scheinen da leider nicht mithalten zu können. Vor allem Ray war mir als Held etwas zu glatt und zu überpowert. Ihm täten ein paar Ecken und Kanten gut.

Da dies der erste Band einer Trilogie ist, sehe ich viel Entwicklungspotential nach oben. Ich möchte wissen, wie es weitergeht - vor allem nach diesem Ende -, doch braucht es noch mehr Feinschliff von Seiten des Autoren. Gelingt ihm dies, wird aus "Ray - Die letzte Hoffnung" eine gelungene Reihe, denn das Lesen der Geschichte hat mir persönlich dennoch Spass bereitet.

Das Einzige, was weniger lustig war, ist die Rechtschreibung. Gleich zu Beginn wird auf ein Lektorat hingewiesen, was ich persönlich stets als positiven Aspekt auffasse. Doch leider wimmelt es im Buch von Kommafehlern, falschen Zeitformen und Buchstabendrehern. All dies sollte nach einem professionellen Lektorat nicht mehr in einem Text zu finden sein!

Ich hoffe, dass sich dies bei den nächsten, noch kommenden Büchern bessert und sich Jordan etwas mehr Zeit nimmt, um in seiner Geschichte Tiefe zu entwickeln. Sind diese zwei Punkte abgehakt, dann bin ich mir sicher, wird William J. Jordan alles aus seinen Ideen herausholen und die Leser begeistern können.



William J. Jordan
Ray - Die letzte Hoffnung
TB, 2017
Eigenverlag


978-1973167051

Ich bedanke mich herzlich beim Autoren William J. Jordan für die Bereitstellung des Leseexemplares.

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